3. Trail

Überarbeitung Definitionspapier

Das bereits im Jahr 2022 erarbeitete Definitionspapier der Trailkategorien wurde in diesem Jahr auf Basis der gesammelten Erkenntnisse und in Zusammenarbeit mit dem nationalen Leichtathletikverband Swiss Athletics leicht überarbeitet bzw. optimiert. Während sich die erste Version des Papiers auf die Beschaffenheit der Trails fokussiert, wurde in der aktualisierten Version auch der Charakter/die Namensgebung detaillierter ausgearbeitet. Folgende Details wurden überarbeitet oder ergänzt:

Traildefinitionsfaktoren


Technical Trail

Im Bereich Beschaffenheit wurde eine weitere Präzisierung vorgenommen. Während man in der ersten Version von «Basic Trails», «Trails» und «Rough Trails» sprach, wurde die mittlere Kategorie umbenannt und mit dem Zusatz «Technical» ergänzt. So verfügen alle drei Kategorien über den Begriff Trail plus dem beschreibenden Zusatz Basic, Technical oder Rough. 

Pareto-Prinzip

Auf einer Trailrunning Tour trifft man in der Regel auf Trails mit unterschiedlicher Beschaffenheit. Wann ist es also ein Basic oder Technical Trail? Dafür wurde das Pareto-Prinzip (80/20) zur Hilfe genommen. Ist eine Tour auf mindestens 80% Basic bzw. Technical Trail kann sie dieser Kategorie zugewiesen werden. Ein Rough Trail hingegen kann bereits dieser Kategorie angehören, wenn lediglich 20% auf dieser Beschaffenheit stattfindet, da die Anforderungen und Risiken in dieser Kategorie deutlich höher sind.

Trail-Glossar

Zusätzlich zur Beschaffenheit kann ein Trail ergänzende Charakteristiken aufweisen. Diese spezifischen Eigenschaften geben dem Trail eine zusätzliche Identität und verfeinern den Informationsgehalt einer Trail-Beschreibung. Unterschieden wird dabei zwischen dem Trail-Charakter (z.B. Flow Trail, Single Trail etc.) sowie der Streckenführung (z.B. Loop Trail, A to B Trail etc.).

Exponiertheit

Neu werden Trails auch nach der Exponiertheit beurteilt. Ist ein Trail also leicht exponiert, exponiert, sehr exponiert oder gar nicht exponiert.

Durch die gemachten Ergänzungen im Definitionspapier ist neu eine noch detailliertere Beschreibung der Touren möglich. Kombiniert man alle Kategorien miteinander, kann der Läufer oder die Läuferin sehr gut einschätzen, ob die Tour machbar ist oder nicht. Beispiel: Technical Flow Trail, 12 km mit 80 Hm, leicht exponiert

Regionenübergreifende Trails

Via Grischuna

«Etwa 9’000 Höhenmeter überwindet die Via Grischuna auf den sieben Etappen von Davos nach St. Moritz. Dass man solche Dimensionen im Bündnerland findet, mag auf den ersten Blick überraschen, auf den zweiten Blick wird klar, dass sich die heimischen Berge vor keinem Gipfel der Welt verstecken müssen. Im Gegenteil: Weite, felsige Täler, kristallklare Seen und strahlend weisse Gletscher machen Graubündens Bergwelt zu einer der schönsten überhaupt. Die wild-romantische Landschaft, durch welche die Via Grischuna führt, raubt auch den besten Trailrunner*innen immer wieder aufs Neue den Atem.»

Mit diesem Text bewirbt Tour Operator Eurotrek die «Via Grischuna», einem gemeinsamen Projekt von graubünden Trailrun, den beteiligten Destinationen sowie dem Initianten Dan Patitucci. Die Tour kann von Juli bis September auf Eurotrek als 8-tägige Trailrunningtour gebucht werden. 2023 nutzten 26 Trailrunner*innen dieses Angebot. Von Seiten graubünden Trailrun wurde das Angebot in diesem Jahr erneut kommunikativ unterstützt. So wurden in regelmässigen Abständen Beiträge über die Social-Media-Kanäle veröffentlicht, um auf das Angebot aufmerksam zu machen.

Bildquelle: Dan Patitucci

Unterhalt / Bau

Skillgarden

Die Idee eines künstlich geschaffenen Übungsgeländes für Trailrunner (Skillgarden) wurde 2022 entwickelt und im laufenden Jahr konkretisiert. Bei der Roland Arena auf der Lenzerheide soll der erste Skillgarden entstehen. In verschiedenen Gesprächen wurde die Idee skizziert und weiterentwickelt. Aufgrund von Änderungen des Baustandortes sowie neuen Anspruchsgruppen und nicht zuletzt wegen Dringlichkeiten im Zusammenhang mit dem Biathlon Weltcup kam es zu Verzögerungen im Projektverlauf. Auf Initiative der Betreiber der Roland Arena wurde Swiss Cycling in die Planung des Skillgardens involviert. Swiss Cycling betreibt den Trainingsstützpunkt Graubünden zur Förderung von Bike Nachwuchssportlern innerhalb der Infrastruktur der Roland Arena und hat ihrerseits bereits ein Konzept für einen Bike-Park erarbeitet. Alle Parteien waren sich umgehend einig, dass es wünschenswert und sinnvoll ist, ein Übungsgelände zu realisieren, welches von Trailrunnern sowie auch von Bikern im Sinne einer Koexistenz genutzt werden kann. Die konkrete Umsetzung des Skillgardens wird nicht mehr im Rahmen des Projektes graubünden Trailrun stattfinden. Die nächsten Schritte werden die Klärung der Kosten und der Finanzierung sein.

Visualisierung Skillgarden

Mobiler Trailpark

Die Bedürfnisse bezüglich eines mobilen Trailparks wurden im laufenden Jahr erfasst. Hierbei waren die Roadshows sehr hilfreich, da erste Erfahrungen im Gelände gesammelt werden konnten. Zudem wurden Gespräche mit Destinationen, mit Sportlern sowie auch mit einem Hersteller von mobilen Pumptracks geführt. Die Idee, wie ein mobiler Trailpark aussehen kann, wurde skizziert sowie ein Partner für die Umsetzung gefunden. In einem nächsten Schritt sollen nun Fragen zur Finanzierung, Vermietung, Lagerung sowie zum Transport der Elemente geklärt werden. Dies wird nach Abschluss des NRP-Projektes graubünden Trailrun in Angriff genommen.

Signalisation

Gemeinsam mit dem Tiefbauamt Graubünden (Fachstelle Langsamverkehr), Wanderwege Graubünden sowie Schweiz Mobil wurde die Integration von Trailrunningrouten in die bestehende Wanderweg-Signalisation erarbeitet. Trailrunning wird dabei als eine Unterform des Wanderns eingestuft und mit dem Hinweis «Trailrun-Tipp» auf dem Routenfeld ergänzt. Das Signalisationskonzept vereint somit alle nationalen, kantonalen, aber auch regionalen Anspruchsgruppen. Die Umsetzung der Signalisation wurde im Jahr 2023 in zwei Phasen gestartet.

Im Frühling 2023 wurden folgende 5 Strecken erfolgreich mit den neuen Routenfeldkleber inklusive der Erweiterung «Trailrun-Tipp» signalisiert:

  • 659 | Senda Ruinaulta
  • 676 | Pazolastock-Rheinquelle-Weg
  • 739 | Dreibündenstein Panoramaweg
  • 788 | Jöriseen Rundweg
  • 804 | Senda Muottas da Schlarigna

Diese Strecken sind auf Schweiz Mobil erfasst und können auf der Sommerkarte dank dem neuen Filter «Trailrunning» einfach gefunden werden. Im April wurden die Destinationen über das Vorgehen und die Möglichkeiten bei der Signalisation von Trailrunningstrecken informiert. Der offizielle Aufruf für die Eingabe von Trailrunningrouten für die Signalisation erfolgte über die Fachstelle Langsamverkehr. Bisher wurden drei Trailrunningstrecken im Engadin eingegeben für die neue Signalisation mit dem Zusatz Trailrunning-Tipp. Die Umsetzung der Signalisation und die Integration bei Schweiz Mobil erfolgt im Jahr 2024. Die Kriterien für die Auswahl von geeigneten Trailrunningstrecken, die Beschreibung der Möglichkeiten sowie das Merkblatt der Fachstelle sind auf der Projektwebsite einsehbar.

Aufkleber «Trailrun-Tipp» für Wanderwegweiser

Definition Raster für die Erfassung von Touren

Handbuch zur Qualitätsprüfung der Trailrunning-Touren

In den vergangenen vier Projektjahren wurden in den Bündner Destinationen rund 300 Trailrunning Touren erfasst. Über ein separates Portal stehen zu den Routen umfassende Informationen zur Verfügung, welche dazu genutzt werden können, um Trailrunning-Erlebnisse zu planen. Die Technologie und gewisse Inhalte der Webseite stammen vom Karten-Anbieter Outdooractive, wo die Routen digital erfasst werden können. Die daraus resultierenden GPS-Dateien können von den Trailrunnerinnen und Trailrunnern heruntergeladen und zu Navigationszwecken auf eine GPS-Uhr geladen werden. Um einen kantonalen Qualitätsstandard der angelegten Routen erreichen zu können, ist eine regelmässige Kontrolle und Überarbeitung notwendig. Aus diesem Grund wurde ein Kriterienkatalog erarbeitet, welcher in den Destinationen genutzt werden kann, um die eigenen Routen qualitativ zu prüfen und gegebenenfalls zu optimieren bzw. neue Touren zu erfassen.

Die Grundlage des erarbeiteten Handbuchs bildet eine Analyse der Anforderungen an Trailrunning-Touren bzw. die während der Projektdauer gesammelten Erfahrungen in diesem Bereich. Abgeleitet daraus wurde ein Kriterienkatalog erarbeitet, welcher sich in die beiden Segmente «Einsteiger*innen» und «Fortgeschrittene» unterteilt. Je nach Zielgruppe der Destination können die Kriterien des einen oder anderen Segments zur Hilfe genommen werden. Weiter wurde eine Schritt-für-Schritt Anleitung zusammengestellt – für neue Touren sowie die Überprüfung einer bestehenden Tour. Zu guter Letzt dient die Checkliste als direkt in der Praxis anwendbare Hilfestellung für die Product Manager der Destinationen.

Qualitätsprüfung der Trails in den Destinationen

Nach der Erarbeitung des Handbuchs im Frühling wurde im Spätherbst in Zusammenarbeit mit den Destinationen eine grossangelegte Qualitätsprüfung der Trailrunning Touren durchgeführt. Auf der Basis des Handbuchs prüften die Destinationen ihr Angebot am Schreibtisch und teilweise auch im Gelände. Wie sich in den letzten Projektjahren herausstellte, ist vor allem die Prüfung auf den Trails elementar wichtig, um die Qualität sicherstellen zu können. Oft werden Schwachstellen erst erkannt, wenn man zu Fuss im Gelände unterwegs ist und das am Computer Geplante physisch erleben kann. Im Rahmen der Überprüfung konnten insgesamt 105 Touren kontrolliert und 43 neue Touren erfasst werden.

Routenführer

Analyse Trailrunning Zeitangaben

Im Zusammenhang mit der Planung von Trailrunning Touren sind die Zeitangaben der unterschiedlichen Tools wie Outdooractive, Komoot oder Strava eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Durch den Abgleich mit der eigenen körperlichen Fitness kann der Trailrunner oder die Trailrunnerin feststellen, ob die Tour machbar ist oder eher nicht. Daher ist es umso wichtiger, dass die Zeitangaben für eine Mehrheit der Läuferinnen und Läufer eine korrekte Einschätzung der Strecken ermöglichen. Persönliche Erfahrungen, Feedbacks aus der Trailrunning-Community sowie Hinweise von Leistungsträgern in den Destinationen haben gezeigt, dass dies aktuell nicht der Fall ist bzw. die Zeitangaben teils stark von den effektiv gelaufenen Zeiten abweichen. Aus diesem Grund wurde im Rahmen des Projekts graubünden Trailrun eine Analyse und Auswertung durchgeführt, um die entsprechenden Faktoren genauer definieren zu können.

Abschliessend konnte festgehalten werden, dass die Zeitberechnung auf Outdooractive im Vergleich mit den anderen Plattformen (Strava und Komoot) am wenigsten genau ist. Die Läuferinnen und Läufer aus der Stichprobe (Teilnehmende der Trailtrophy 2022) sind deutlich schneller unterwegs als von der Plattform Outdooractive berechnet. Konkret müssen die Trailrunning-Zeiten um 25 – 30% reduziert werden, um verlässliche Werte zur Verfügung stellen zu können. Die Erkenntnisse aus der Studie wurden den Destinationen aufbereitet und zur Verfügung gestellt.

Routenführer – zeitgemässe Umsetzung

Routenführer sind eine gute Unterstützung in der Planung und Navigation von neuen Trailrunning Touren. Nebst der klassischen und gedruckten Karte wurden in den letzten Jahren viele digitale Lösungen erarbeitet, welche dem Nutzer oder der Nutzerin zusätzliche Mehrwerte schaffen. Doch wie sieht der perfekte Helfer für Trailrunner*innen aus und welche Kriterien müssen erfüllt sein? Um dies herauszufinden, wurden bestehende Plattformen und Apps sowie Best-Practice Beispiele analysiert, um anschliessend konkrete Kriterien ableiten zu können.

Folgende Plattformen wurden dabei berücksichtigt:

  • Strava / FATMAP
  • Outdooractive
  • Komoot
  • Schweiz Mobil
  • Bergfex
  • Gipfelbuch
  • SAC Tourenportal

Nebst einer Kurzbeschreibung der jeweiligen Plattform wurden die Form (App oder Webseite), die Zielgruppe, die Funktionen sowie die Stärken und Schwächen eruiert, um abschliessend pro Plattform ein kurzes Fazit ableiten zu können. Die beiden Best-Practice-Beispiele «Bike Kingdom App» und «Ortovox Safety Academy» lieferten weitere spannende Erkenntnisse. Abgeleitet aus der Analyse konnten schlussendlich Kriterien oder Funktionen abgeleitet werden, welche von einem Routenführer der Zukunft erfüllt werden sollten.

Nachdem die Kriterien und Funktionen definiert wurden, stellt sich die Fragen, wie sich ein neuartiger Routenführer im Kanton Graubünden von den vielen Konkurrenzprodukten klar unterscheiden und neue Mehrwerte schaffen kann. Als wichtigste Voraussetzung ist hier sicherlich die detaillierte Erfassung aller Trails im Kanton Graubünden zu nennen. Konkret bedeutet dies, dass sämtliche Trails im Gelände abgelaufen und von Fachleuten im Detail erfasst werden müssen. Sobald alle Trails erfasst sind und somit die Basis eines neuartigen Routenführers vorhanden ist, soll eine App und Plattform geschaffen werden, welche über die definierten Funktionen verfügt. Dem Nutzer oder der Nutzerin sollen von der App/Plattform automatisch und auf die jeweiligen Vorlieben zugeschnittene Routenvorschläge gemacht werden. Dies könnte wie folgt funktionieren:

  • Nutzer*in definiert seine Wünsche: Länge der Laufrunde, Schwierigkeit, bevorzugter Charakter, Start- und Zielort etc.
  • App/Plattform kreiert auf der vorhandenen Datenbasis automatisch Vorschläge, welche die Wünsche berücksichtigen.
  • Nutzer*in wählt den passenden Vorschlag aus und prüft diesen anhand der detaillierten Routenbeschreibung.
  • Nutzer*in entscheidet sich definitiv für die Route und hat direkten Zugriff zu allen Informationen bzw. kann das GPX der Route herunterladen und loslaufen.

Schlussendlich erhält der Gast ein auf seine Wünsche abgestimmtes Erlebnis und die Angebotsqualität (Beratungsqualität sowie Qualität der Trails) wird optimiert. Bei der Umsetzung eines möglichen Projekts sollen Kooperationen und Synergien mit den Segmenten Wandern und Bike angestrebt werden.

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